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Kita Pi mal Daumen

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Vorlesen als Schlüssel zur Welt: Kita Pi mal Daumen als Buch-Kita ausgezeichnet!

»Ich habe wirklich gedacht, das schaffen wir nicht« sagt Yannick Weiser, Pädagoge der Kita-Pi mal Daumen rückblickend über die umfangreiche Bewerbung für das Buch-Kita-Siegel. Die Einrichtung war deutschlandweit eine von fast 300 Kitas, die sich im Mai für das Buchkita-Siegel beworben hatte. Jährlich zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Bibliotheksverband Kitas aus, die im Bereich der frühkindlichen Leseförderung und der Lese- und Sprachentwicklung von Kindern besonders aktiv sind. Denn Sprach- und Lesekompetenz bilden die Schlüsselqualifikationen für den schulischen und späteren beruflichen Erfolg von Kindern. Sie sind Basis für gesellschaftliche Teilhabe und für die Möglichkeit, das eigene Leben gestalten zu können.

84 Kitas haben in diesem Jahr den strengen Kriterien entsprochen, darunter die Kita Pi mal Daumen, die im Oktober zur Frankfurter Buchmesse das Siegel entgegennehmen konnte. Der mehrseitige und detaillierte Bewerbungsbogen hat viel Zeit in Anspruch genommen, erzählt Yannick, weil es darum ging, überzeugend darzustellen, wie Leseförderung auf einem hohen fachlichen Niveau geleistet wird. Daher war die Freude sehr groß für das Kita-Team, als die Benachrichtigung und die Einladung nach Frankfurt kam. »Für uns war das eine tolle Bestätigung: Das, was wir tun im Bereich Leseförderung ist pädagogisch wertvoll und wissenschaftlich fundiert«, freut sich Yannick über dieses Siegel.

Das Vorlesen wertvoll ist, war den Pädagog*innen schon vor der Bewerbung und der intensiven Beschäftigung damit klar. »Wir sind alle Kinderbuchfans« erzählt Yannick, »daher steht das Team hinter der Idee des Siegels. Lesen ist eine Schlüssel-Kompetenz, und Vorlesen erleichtert das Lesen-Lernen, darüber geschieht ein Zugang zur Welt, Beziehungsaufbau und Sprachförderung wird begünstig.« Im Pi mal Daumen werden vielfältige Möglichkeiten genutzt, »mehr als Vorlesen« anzubieten: dialogisches Vorlesen mit den Fragen der Kinder, interaktives Einbinden eine Lesekoffers bis hin zu Settings wie eine Lesegeschichte mit Kamishibai-Theater oder einem Bilderbuchkino. Vor allem, wenn man eine gehörte Geschichte in den Kita-Alltag einbettet, z.B. im Anschluss an das Lesen noch andere Angebote schafft, öffnet man Kinder für Bücher enorm. So werden weitere Zugänge geschaffen für Kinder, die »nur« mit Vorlesen nicht so gut erreicht werden könnten. »Als wir etwa eine Geschichte von »Frank und Bert« gelesen haben, einem Fuchs und einem Bär, die Freunde sind, dann haben wir danach Kekse wie im Buch gebacken werden, an einem anderen Tag einen Wald-Bewegungsparcours gebaut und Waldtiere gebastelt« erklärt er. So erreiche man Kinder früh fürs Lesen und entsteht die Verknüpfung: Bücher sind cool.

Auch im Bereich Inklusion können frühe kindliche Erfahrungen mit Geschichten und Büchern einiges bewirken: In der Kita wird ein Erzählkoffer eingesetzt, um auch die Kinder für Geschichten zu begeistern, die von Büchern noch nicht so stark angesprochen/​erreicht werden. Dort sind selbst gemachte Figuren und Requisiten, passend zur Geschichte, enthalten mit denen man das Gehörte Nachstellen kann. So werden Bücher im warten Sinne des Wortes begreifbar. METACOM-Symbole, bildbasierte Kommunikationshilfen, kommen ebenfalls an verschiedenen Stellen in der Kita zum Einsatz und ermöglichen den Kindern selbstständig z.B. Wochenpläne oder Rezepte zu »lesen«, also anhand der Symbole zu erkennen.

Ein großes Projekt, welche in der Kita bereits umgesetzt wurde, ist die Einrichtung einer Leseecke. Dank Fördermitteln der Sparkassenstiftung konnten Möbel angeschafft werden und eine Ecke im Foyer gemütlich fürs individuelle Schmökern ausgestattet werden. Eine wechselnde Auswahl an Büchern ist immer zugänglich für alle Kinder, ein Bücher-System gibt Überblick und Bücher dürfen für zuhause ausgeliehen werden. Regelmäßig kommen neue Bücher hinzu und die größeren Kita-Kinder sind in den Bibliotheksdienst eingebunden. Diese Lesecke baut Hemmungen vor Büchern ab und weckt die Neugier.
Die Liste von Maßnahmen zur Leseförderung im Pi mal Daumen ist aber noch länger: So freuen sich die Kinder z.B. jede Woche riesig auf Jan, einen Vorlesepaten des Tausend Taten e.V. Es gibt eine »Fremdsprachenkatze«, da ist eine Bluetooth-Box, die Geschichten in anderen Sprachen vorliest. Regelmäßig wird die Ernst-Abbe-Bücherei besucht und eine Kooperation mit einer Buchhandlung wird gerade angebahnt.

All das qualifiziert den Pi mal Daumen als Buch-Kita! Das Siegel nahmen Yannick Weiser und Astrid Jahns stellvertretend für das Team am 17.10. in Frankfurt entgegen. »Die Preisverleihung war sehr wertschätzend, der Moderator und die Jurymitglieder auf der Bühne haben uns wirklich ein gutes Gefühl vermittelt! Es wurde gelobt, dass wir es neben unserer »eigentlichen« Arbeit noch geschafft haben, die hohen Kriterien für die Bewerbung zu erfüllen. Das hat uns sehr stolz gemacht.« Fasst Yannick die Preisverleihung zusammen. Dort gab es eine Verlagsführung für alle Kita-Vertreter*innen und ein tolles Buchpaket.
Das Siegel ist nicht nur ein Schild, das sich die die Kita nun an die Wand hängen kann, sondern spornt zur Weiterentwicklung an, um in drei Jahren das fachliche Niveau für die Wiederqualifizierung nachzuweisen.

Copyright Fotos: »DieProfifotografen«

veröffentlicht am 05. November 2025